Von Schweizer Leuchtturmprojekten und der Glaubwürdigkeit in der Nachhaltigkeitskommunikation

Unsere Schweizer Partneragentur open up in Zürich unterstützt das Unternehmen Senn seit sechs Jahren bei der strategischen Kommunikation, Medienarbeit und in der Content Kreation. Das Unternehmen mit Sitz in St. Gallen ist eine kleine Immobilien-Entwicklerin mit großen Projekten wie dem Main Campus in Allschwil bei Basel. Dort entsteht aktuell das größte Life Science Areal Europas. Ein Teil davon ist das radikal nachhaltige Gebäude „Hortus“. Im Interview erzählt Evelyne Oechslin, PR-Beraterin bei open up, dass es in der Kommunikation zu Projekten mit Purpose zur Haltung auch die Handlung braucht, um glaubwürdig kommunizieren zu können.

Evelyne, es gibt sie tatsächlich, Vorreiterprojekte, die schon heute Lösungen aufzeigen, wie Städte für die Zukunft fit gemacht werden. Du begleitest gerade das Co-Working Bürogebäude Hortus, das derzeit im Switzerland Innovation Park Basel entsteht. Warum darf man es als radikal nachhaltig bezeichnen?

Hortus – der Name bedeutet House of Research, Technology, Utopia und Sustainability – steht nicht nur für das „Kreislaufbauen“. Ziel ist es, die gesamte „Energieschuld“, also die graue Energie, die beim Bauen entstand, innerhalb einer Generation zurückzuzahlen. Dafür wird bereits beim Bau Energie „gespart“. Es werden nur natürliche Materialien wie Lehm, Holz und Altpapier verwendet. Diese Materialien sorgen auf ganz natürliche Weise für ein kühles Klima im Sommer und ein warmes im Winter. Eine Photovoltaikanlage wird zudem die Energieernte maximieren.

Was ist aus deiner Sicht das Spektakuläre an diesem Projekt eures Kunden Senn?

Da ist zum Beispiel die Deckenkonstruktion, die einzigartig ist. Senn hat sie mit einem Team von internationalen Bauexpertinnen und -experten entwickelt. Statt Betondecken wurde zusammen mit dem österreichischen Lehmbaupionier Martin Rauch und dem Architekturbüro Herzog & de Meuron aus Basel eine Lösung gesucht, die aus lokalen wiederverwertbaren Materialien wie Lehm und Holz besteht. Produziert wird ganz in der Nähe der Baustelle. Die Module können einfach transportiert, zusammengesteckt und bei Bedarf sogar wiederverwertet werden. Senn hat kein Patent auf dieses System – es ist open source verfügbar. Der Hortus darf und soll kopiert werden.

Nachhaltiges Bauen ist in aller Munde. Was bedeutet das für die Kommunikation?

Aus Sicht der Kommunikation ist das Thema Nachhaltigkeit nicht nur im Bau, sondern ganz allgemein ein sehr schwieriges Thema, weil es zum Buzzword geworden ist. Greenwashing ist alltäglich und es ist nicht immer klar, wo wird nur viel erzählt, was ist wirklich nachhaltig? In der Architektur gibt es ja zum Glück Labels, die allerdings vor allem in der Branche bekannt sind. So war es auch beim Hortus nicht einfach zu beweisen, dass es sich wirklich um ein nachhaltiges Projekt handelt. Das haben wir gemerkt, als wir mit der Medienarbeit angefangen haben. Zu Beginn waren die Medienschaffenden sehr skeptisch, weil es auch noch nichts zu sehen gab außer Visualisierungen und Plänen.

Wie kann man die Nachhaltigkeit des Gebäudes glaubwürdig darstellen?

Uns war bewusst, dass wir alles, was wir sagen, auch beweisen müssen. Also versuchen wir mit unserer Kommunikation nah am Ort des Geschehens zu bleiben. Sobald es möglich war, haben wir gezeigt, was auf der Hortus-Baustelle vor sich geht. Während das am Anfang, als nur projektiert war, eher die Community der Architektinnen und Architekten interessierte, konnte nach dem Baustellenstart wirklich jeder und jede sehen, dass hier etwas Außergewöhnliches passiert: Das Mock-up, das die besondere Beschaffenheit des Baus zeigte, die Feldfabrik an der Baustelle – diese Besonderheiten waren auch mit Blick auf das öffentliche Interesse ein Wendepunkt. Wir hatten zudem den Vorteil, dass der Innovation Park mit dem Main Campus – ebenfalls von Senn und dem Architekturbüro Herzog & de Meuron entwickelt – schon bekannt war. Ein weiteres Plus: Es stehen immer spannende Gespächspartner bereit, und es fehlt uns nicht an Inhalten. Da kommuniziert man gern! Ohnehin ist Senn ein sehr spannender Kunde für uns, der durchdachte und besondere Projekte entwickelt.

Wie geht Senn als Bauherr und Entwickler an das Bauen heran?

Am Anfang steht bei Senn immer die Liebe zum Ort. Die Entwickler stellen nicht einfach ein Gebäude auf die grüne Wiese, sondern überlegen, wie passt dies in die Gegend, was braucht es hier? Daraus wird eine Idee entwickelt und so schnell wie möglich auch ein Ankermieter gesucht, der diese mitentwickeln möchte. Senn arbeitet mit strengen ökologischen Projektvorgaben. Bei allen Projekten ist das Ziel, möglichst wenig Treibhausgase und graue Energie zu produzieren. Aber auch Biodiversität spielt eine entscheidende Rolle. Im Hortus wird es beispielsweise einen bepflanzten Innenhof des renommierten Landschaftsgestalters Piet Oudolf und vertikale Begrünung geben, um die Natur nach innen zu holen. Das ist gut für das Klima und den Menschen. Behaglichkeit ist ein weiterer wesentlicher Faktor bei allen Senn-Projekten: Die Nutzer:innen sollen sich wohlfühlen. Am Ende ist es ist einfach schön, sich in diesen Gebäuden aufzuhalten.

Hortus soll nächstes Jahr einzugsbereit sein. Was ist das Ziel der Berichterstattung?

In Kreisläufen zu denken, steht in der Schweiz noch am Anfang. Daher ist es wichtig, dieses gelungene Umsetzungsbeispiel bis zur Eröffnung möglichst breit und aus verschiedenen Perspektiven bekannt zu machen. Das Hortus ist ein Leuchtturmprojekt, das zeigt, dass radikale Nachhaltigkeit im Bau möglich ist und sich nicht zuletzt auch ökonomisch auszahlt. Für Senn freue ich mich, wenn die Mieter es spannend finden zu erfahren, was alles dahintersteckt.

Evelyne, ich danke Dir für das Gespräch.

Wer weiterlesen möchte, findet alle Artikel in diesem Blog oder auf der Projekt-Website Hortus.

 

Bild: David Walter

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