Kaffee? Klingt gut!

Wie man KI schmackhaft macht

 

Was haben Cappuccino und Espresso mit digitaler Transformation zu tun? Eine Menge, wie ich auf dem Hightech Summit Baden-Württemberg erfahren habe. Und nein – es geht nicht um smarte Kaffeemaschinen, sondern um quietschende Autos. Was auf den ersten Blick zusammenhanglos wirkt, entpuppt sich auf den zweiten als ein interessantes Beispiel dafür, wie Porsche den eigenen Mitarbeitern das komplexe Thema Digitalisierung näher bringt.

Es geht voran…

Um das große Rad der digitalen Transformation weiterzudrehen, treffen sich alljährlich Hunderte Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft auf dem Hightech Summit. Dort tauschen sie ihr Wissen über neueste Entwicklungen aus. IoT, KI, Plattformökonomie und der Mobilfunkstandard 5G waren die zentralen Themen in Vorträgen, Foren und Diskussionsrunden – ähnlich wie im Vorjahr. Und doch hatte ich den Eindruck, die digitale Transformation ist einen bedeutenden Schritt weiter als im Jahr zuvor. Die Technologien sind in den Betrieben angekommen, und man macht sich jetzt intensiv Gedanken, wie die Technik erfolgreich in der Praxis eingesetzt wird.

… mit individuellen Lösungen

Für ein Patentrezept sind die Voraussetzungen in den Unternehmen viel zu unterschiedlich. Aber einen entscheidenden Faktor gibt es bei allen: die eigenen Mitarbeiter. Sie müssen mitgenommen werden, sich auf die veränderte Situation einstellen und vor allem lernen, die neuen Technologien wertschöpfend zu nutzen. Und damit sind wir wieder beim Cappuccino oder Espresso – und bei Anja Hendel.

Anja Hendel, Leiterin Porsche Digital Lab, bei ihrem Vortrag „Die digitale Transformation verändert alles“

Der Job von Anja Hendel ist es, für frischen digitalen Wind beim traditionsreichen Autohersteller Porsche zu sorgen. Als Leiterin des Porsche Digital Lab in Berlin ist sie gemeinsam mit ihrem Team den Bedürfnissen der Zukunft auf der Spur. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass Unternehmen die Zukunft nur gestalten können, wenn die Mitarbeiter die digitalen Technologien verstehen. Da aber Machine Learning, Big Data und sonstige IT-Anwendungen keineswegs selbsterklärend sind, kam das Innovationsteam auf die kreative Idee, der Belegschaft Künstliche Intelligenz am Beispiel einer Kaffeemaschine nahezubringen.

Wenn es zischt, ist es Cappuccino

Die mit Sensoren ausgestattet Maschine erkennt anhand ihres eigenen Gegurgels, welches Getränk sie gerade zubereitet. Milchschäumen für den Cappuccino klingt schließlich anders als das Getröpfel beim Kaffeekochen. So lässt sich leicht erklären, was die KI hier lernt. Und das Ganze macht wirtschaftlich dann Sinn, wenn nämlich diese Geräuscherkennung für die vorausschauende Wartung oder Tests im Prüfstand einsetzt wird. Werden im Dauereinsatz Fensterscheiben hoch- und runtergefahren, Spiegel auf- und zugeklappt, dann quietschen sie irgendwann. Die KI lernt, das Geräusch beim reibungslosen Funktionieren von Fehlergeräuschen zu unterscheiden. Dabei ist sie objektiver als der Mensch und zudem immer verfügbar – auch nachts und am Wochenende. So werden Fehler früher erkannt, und vor allem genauer als bisher.

Hand in Hand mit dem Roboter

KI wird die Arbeitsplätze in den Fabriken der Industrie 4.0 verändern. Um die Mitarbeiter auf diese Zukunft vorzubereiten, hat Festo einen individuellen Weg mit dem Konzept der Lernfabrik, einem didaktisches Abbild der mehr als 40.000 m2 großen Produktionsfläche, beschritten. Der Spezialist für Steuerungs- und Automatisierungstechnik integrierte die Lernumgebung mitten in den Standort Scharnhausen. Kurze Wege und kurze Lerneinheiten machen es den Mitarbeitern einfach, neue Technologien und Prozesse zu erleben. In dieser geschützten Umgebung lässt es sich auch in Ruhe ausprobieren und erlernen, wie es, ist Hand in Hand mit einem Roboter zu arbeiten. Und wenn der kollaborative Kollege in naher Zukunft am realen Arbeitsplatz auftaucht, hat er hoffentlich gelernt, zur Begrüßung einen Cappuccino mitzubringen.

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