Ohne ausreichend Ladesäulen fährt kein E-Auto

Die Bundesregierung hat klare Energie- und Klimaschutzziele gesetzt. Die Elektromobilität soll, mit der verstärkten Nutzung regenerativer Energien, einen maßgeblichen Beitrag hierzu leisten. Im aktuellen Konjunkturpaket wurde zudem eine Förderung dieser Antriebstechnik beschlossen. Doch Förderung und ambitionierte Klimaziele reichen nicht aus. Damit diese Autos zu einer echten Alternative werden, stehen Ladepunktbetreiber, Stromlieferanten und Verteilnetzbetreiber vor einer grundlegenden Aufgabe: der Errichtung einer bundesweiten Ladeinfrastruktur.

Bürger, Politiker und Experte sehen alternative Antriebstechnologien als das Mittel der Wahl, um die politisch beschlossene Schadstoffreduktion im Straßenverkehr von minus 40 Prozent bis 2030 umzusetzen. Die Elektromobilität entwickelt sich dabei zu einer ernsthaften Alternative zu Verbrennungsmotoren, besonders im Nahverkehr. Kompaktere, leistungsfähigere und effizientere Elektroantriebe und praxistaugliche Energiedichte und Kapazität von Batterien sind für die Verkehrswende daher wichtige Bausteine. Ob sich die Batterie als primärer Energieträger behaupten wird, ist noch offen. Aktuell arbeiten Automobilhersteller unter anderem an Antrieben, die Wasserstoff mit Brennstoffzellentechnologien kombinieren.

Doch auch wenn derzeit vor allem das Angebot an Elektromodellen und deren Reichweite in der Diskussion stehen – der Fokus müsste auf der Infrastruktur gerichtet werden. Denn der großflächige Umstieg auf E-Mobilität ist zwar gewünscht und die Entwicklung und Anschaffung der E-Fahrzeuge werden subventioniert, doch Anzahl und Verteilung der Ladesäulen in Deutschland reicht nicht aus, um alle Fahrzeuge effizient laden zu können. „Die Verfügbarkeit und die zuverlässige Funktion von Schnellladesäulen sind ein zentraler Faktor für die Durchsetzung der Elektromobilität“, sagt Carsten Smago, Business Development Director beim Systemintegrator telent. Auch Matthias Müller, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, bemängelt die schlechte Infrastruktur: „Dieses Problem ist nicht gelöst. Das ist aber auch nicht die Aufgabenstellung der Autohersteller, sondern die der öffentlichen Hand, des Bundes oder zumindest der Länderregierungen – und an der Stelle hakt es.“

Das Ladesäulenregister des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) registriert zurzeit 27.730 Ladepunkte – und damit einen Zuwachs von 60 Prozent innerhalb eines Jahres. Das Verzeichnis der Bundesnetzagentur dagegen meldet aktuell 13.557 Ladepunkte. Man verweist aber darauf, dass die Karte nur die Ladeeinrichtungen der Betreiber darstellt, die das Anzeigeverfahren der Bundesnetzagentur vollständig abgeschlossen und einer Veröffentlichung im Internet zugestimmt haben. Statista meldet hingegen 19.400 Ladestationen für das zweite Quartal 2020. Ausgehend von zwei Ladepunkten pro Station wären das 38.800 Ladepunkte in Deutschland.

Parallel dazu steigt auch die Anzahl der privaten Ladepunkte. Dadurch ergibt sich ein weiteres Problem für die flächendeckende E-Mobilität, denn dadurch erhöht sich die Last im Niederspannungsbereich. Mit der politisch gewünschten und geförderten Zunahme von Elektromobilität wird diese Last zukünftig  weiter erheblich steigen – in Kombination mit unkontrollierten Ladespitzen wird das den örtlichen Verteilernetzen viel abverlangen. Simulationsrechnungen von Forschern für das Netzwerk Profilregion Mobilitätssyteme Karlsruhe zeigen, dass bis 2030 vornehmlich Nutzer mit Garagen in ländlichen und vorstädtischen Gebieten den Elektrofahrzeugbestand prägen werden, da sie häufig auch günstige Fahrprofile für Elektrofahrzeuge aufweisen. All diese Nutzer werden ihr Auto an das örtliche Netz anschließen und erwarten ein efffizientes Laden ihrer Fahrzeuge.

Das Zusammenspiel unterschiedlicher Infrastrukturen wird es möglich machen, die Ladepunkte nach Angebot und Bedarf intelligent zu steuern. Der dafür unabdingbare Netzausbau sollte mit der zunehmenden Zahl an Fahrzeugen und deren steigender Nutzung Schritt halten. Verteilnetzbetreiber, wie beispielsweise kommunale Stromversorger, müssen beim Aufbau der Infrastruktur entsprechend dafür sorgen, dass die Fahrzeuge in der Nähe ihres Standortes „intelligent“ geladen werden können durch Lösungen, die die Verteilung der Last entsprechend der Kapazität des jeweiligen Niederspannungsnetzes regeln können.

Nachdem Wissenschaft und Forschung sowie die Politik die Signale auf Grün gestellt haben für die Elektromobilität, muss nun dieser Wandel nachhaltig gestaltet werden. Hier sind Verteilnetzbetreiber, kommunale Energieversorger und herstellerunabhängige Systemintegratoren und Servicedienstleister – wie unser Kunde telent – gefordert. Zentrales Element dabei ist eine Infrastruktur, die nachfolgenden Generationen eine klimafreundliche Elektromobilität ermöglicht.

 

Bildquelle: telent

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